Allein in Beglik Tash

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Der nachmittägliche Ritt zum antiken Heiligtum der Thraker

Manchmal weiß man nicht, woher die plötzliche Sehnsucht nach einem bestimmten Ort kommt – sie schleicht sich an, leise und beharrlich. Manchmal aber ist sie klar wie ein Sonnenstrahl. Bei mir war es ein Ring, der den Wunsch auslöste.

An einem Samstagnachmittag, beim Sortieren meines Schmucks, fiel mir ein längst vergessenes Stück in die Hand: ein silberner Ring mit unzähligen kleinen Granaten, vor 22 Jahren in einem bulgarischen Dorf gekauft. Kaum lag er in meiner Hand, spürte ich das tiefe Verlangen, Bulgarien wiederzusehen.

Es war der erste Tag meines zehntägigen Urlaubs. Keine 24 Stunden später stand ich in Primorsko – Anfang Juni, noch vor der Hauptsaison. Nach einem kurzen Bummel durch den Ort mietete ich einen Roller und machte mich auf den Weg.

Mein Ziel: das Steinsanktuarium Beglik Tash, ein faszinierendes Relikt aus der Zeit der Thraker. Vermutlich um das 14. Jahrhundert v. Chr. erbaut und bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. genutzt, war es ein Ort der Rituale zu Ehren des Sonnengottes, der Erdgöttin und des Gottes Dionysos. Riesige Felsblöcke, geheimnisvoll angeordnet, wirken wie ein eingefrorener Moment aus einer anderen Zeit. Als ich ankam, spürte ich sofort die eigenartige Spannung dieses Ortes – eine Mischung aus Energie und stiller Magie.
Wie konnte es sein, dass ich nie zuvor von diesem Platz gehört hatte?

Die Antwort: Jahrzehntelang war das Gelände im Besitz des kommunistischen Staatschefs Todor Schiwkow und bis 1991 für die Öffentlichkeit gesperrt. Erst 2003 erkannte man die Einzigartigkeit und öffnete Beglik Tash für Besucher.

Dieses magische Heiligtum, gespickt mit rituellen Stätten, weckt Neugier und lädt dazu ein, eigene Geschichten hineinzuweben. Ich will euch hier keine Wikipedia-Lesung halten – wer mehr wissen möchte, findet dort genug.

Besonders beeindruckend: das sogenannte „Ehebett“, umgeben von Opfersteinen mit Kanälen für rituelle Flüssigkeiten, und der Thron, auf dem einst der thrakische Priester-König gesessen haben soll. Die Felsen laden zum Sitzen, Staunen – und Fotografieren ein.
Doch Vorsicht! Auf diesen erwärmten Felsen finden Schlangen gerne einen Platz – und nur wenige Touristen wissen, dass hier die giftigste europäische Schlange, europäische Hornotter (Vipera ammodytes), lebt. Sie ist zwar sehr schön, doch eine Freundschaft wird daraus wohl nicht. Der Biss einer Hornotter kann tödlich sein, ihr Gift ist stärker als das mancher Kobra-Arten. Also: Bevor ihr euch auf die Felsen legt, prüft, ob der Platz nicht schon belegt ist.

An diesem Nachmittag hatte ich Beglik Tash ganz für mich allein. Kein Mensch, nur das Rascheln der Blätter und der warme Atem des Sommers. Ein großzügiges Geschenk der thrakischen Götter.

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